Eine Radreise der besonderen Art
In den vergangen Jahren haben wir schon diverse Radreisen absolviert. In diesem Jahr sollte es aber etwas Besonderes sein. Im 20. Jahr der Wiedervereinigung/Anschluß der DDR an die BRD, kam uns der Gedanke, die ehemalige deutsch-deutsche Grenze abzuradeln. Wir kauften uns das Radtourenbuch ,,Deutsch-Deutscher Radweg". Dort hat ein gewisser Michael Cramer die Route von Travemünde nach Hof abgeradelt und beschrieben.
Wir planten unsere Route allerdings umgekehrt, also von Hof bis an die Küste. Dazu wurden von uns diverse ADAC-Karten (1:100.000) gewälzt, die Etappen festgelegt und die Quartiere gebucht. Der Routenplan wurde erstmals sehr effektiv von Bärbels GPS-Gerät VISTA HCx von Garmin unterstützt.
Wir sattelten also am 14.08.10 das Gepäck (14,5 kg - ohne Trinkflaschen) auf unsere Trekking-Räder, stiegen 06.00 Uhr in Stralsund in den Regio-Zug und kamen pünktlich mit viermal Umsteigen in Oelsnitz/Vogtland 15.30 Uhr an. Hier begann mit einem Prolog
(32 km) nach Hof unsere Tour. Insgesamt hatten wir 12 Etappen und zwei "Ruhetage" geplant; wobei an den Ruhetagen auch geradelt wurde (aber ohne Gepäck).
Insgesamt legten wir in den zwei Wochen 1.200 km zurück.
Der genaue Verlauf der Tour kann man unter dem Link http://www.gpsies.com/mapUser.do?username=BP_Urlaub_2010 verfolgen.
Die Route entlang dem ehemaligen Grenzgebiet war entsprechend dem Gelände sehr anspruchsvoll (Fichtelgebirge, Bayrische Rhön, Thüringsche Rhön, Hessische Röhn, Harz). Insgesamt haben wir auf dieser Tour lt. GPS 8.825 Anstiegs-Höhenmeter bewältigen müssen. Anstiege mit Längen von 5 bis 7 km und teilweise bis 14 % waren keine Seltenheit. Aber das wußten wir vorher. Trotzdem haben wir die schöne Landschaft genossen.
Sehr interessant war der Verlauf der ehemaligen Grenze (heute Bundesländergrenzen). Die Route wechselte dauernd von einem Bundesland in das andere. Fuhr man gerade in Bayern, so war man beim nächsten Kilometer schon wieder in Thüringen und umgekehrt. Später das gleiche Spiel zwischen Thüringen und Hessen. Die früher blockierten Straßen sind heute natürlich wieder durchgängig und meistens (vor allem im Süden) in sehr gutem Zustand. Viele neue Radwege sind angelegt, so dass das Radeln eine Freude war. Hin und wieder ging es aber auch auf Wald- und Schotterwegen (z.B. von Drei-Annen-Hohne nach Ilsenburg im Harz). Da wurde unseren Rädern viel abverlangt, aber die Reifen (32er Schwalbe Marathon) haben bestens gehalten; wir brauchten die ganze Tour nicht einmal nachpumpen. Die Bremsschuhe waren am Schluß der Tour aber ziemlich verschlissen.
Natürlich haben wir uns auch sehr für die historischen Fakten des Grenzgebietes interessiert.
Wir besuchten bei Geisa/Thüringen nach einem mörderischen Aufstieg zur Hessischen Grenze das "Point Alpha Grenzmuseum". Hier waren bis 1990 200 US-Soldaten einer Panzeraufklärungseinheit stationiert. Von diesem Berg konnte man wunderbar in das Thüringer Land blicken und eventuelle Truppenkonzentrationen ausmachen.
Das größte Grenzmuseum entdeckten wir zwischen Hessen und Thüringen am Werratal, allerdings auch hoch oben auf einem Berg (Sickenberg). Sehr ausführlich und durchaus objektiv wurden die Probleme der Teilung Deutschlands und die Etappen der Grenzsicherung durch die DDR dargestellt. Beeindruckend war immer wieder die Schilderung der Folgen für die Bevölkerung, wenn die Grenze mitten durch ein Dorf verlief (Flucht, Evakuierung, Schleiffen des Dorfes).
An fast allen Strassen, die über die ehemalige Grenze führen, sind große einheitliche Europa-Schilder aufgestellt, auf denen das Datum genannt ist, ab wann die Straße wieder geöffnet war. Bei einigen Straßen hat sich das bis Ende 1990 hingezogen.
In einigen Grenzgebieten waren richtige Lehrpfade eingerichtet, wo die Grenzanlagen im Original dargestellt sind.
Fazit:
Für Gelegenheitsradler ist diese Tour auf Grund des anspruchvollen Profils nicht zu empfehlen. Für Mitglieder einer Radsportgruppe, wie die unsere, aber kein Problem, obwohl Etappen mit über 1000 Höhenmetern doch anstrengend sind. Gemäß unseren früheren Erfahrungen planten wir Tagesetappen nicht über 100km. Zusätzliche Kilometer ergeben sich aber immer, so dass diesmal die längste Etappe erst nach 112 km zu Ende war. Die kürzeste Etappe endete diesmal bei 60 km, da war viel Zeit für einen Besuch in der ,,Terrassen-Therme" in Bad Colberg.
Das Augustwetter war wie überall sehr wechselhaft. Drei Etappen mit Dauerregen bei 14 Grad - das ist nicht gerade eine Sommertour. Entsprechende Kleidung ist eine Voraussetzung, sonst wird die Fahrt unangenehm.
Ein gut gechecktes Fahrrad ist eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose Tour. Entweder man gibt das Rad vorher in eine Werkstatt, oder man ist selbst Fahrradmechaniker.
Wieder hat sich bewährt, dass wir die Quartiere vorher buchen. Man spart auf der Tour viel Zeit, wenn man nicht erst am Ziel oder am Vortag nach Quartieren Ausschau hält. Allerdings ist man immer gezwungen auch bei Schlechtwetter aufs Rad zu steigen.
Neben den sportlichen Aspekten sollte man so eine Tour mit ,,kulturellen" Zielen verbinden. Die diesjährige Tour brachte für uns doch viele neue Eindrücke, auch deshalb, weil man als ,,normaler" DDR-Bürger keine Möglichkeit hatte in das Grenzgebiet zu gelangen. Auch haben wir uns oft mit Bewohnern diesseits und jenseits der Grenze über die Zeit vor mehr als 20 Jahren unterhalten und festgestellt, dass beide Seiten froh sind, dass die Grenzanlagen verschwunden sind. Insofern war es ein schönes Gefühl für uns beide, ständig von Ost nach West und von West nach Ost über die Grenze zu radeln.
Am 28.08.10 bestiegen wir in Herrnburg/Lübeck um 14 Uhr wieder den Zug und waren 18 Uhr wieder zu Hause. Es war eine schöne Reise.
Wir planten unsere Route allerdings umgekehrt, also von Hof bis an die Küste. Dazu wurden von uns diverse ADAC-Karten (1:100.000) gewälzt, die Etappen festgelegt und die Quartiere gebucht. Der Routenplan wurde erstmals sehr effektiv von Bärbels GPS-Gerät VISTA HCx von Garmin unterstützt.
Wir sattelten also am 14.08.10 das Gepäck (14,5 kg - ohne Trinkflaschen) auf unsere Trekking-Räder, stiegen 06.00 Uhr in Stralsund in den Regio-Zug und kamen pünktlich mit viermal Umsteigen in Oelsnitz/Vogtland 15.30 Uhr an. Hier begann mit einem Prolog
(32 km) nach Hof unsere Tour. Insgesamt hatten wir 12 Etappen und zwei "Ruhetage" geplant; wobei an den Ruhetagen auch geradelt wurde (aber ohne Gepäck).
Insgesamt legten wir in den zwei Wochen 1.200 km zurück.
Der genaue Verlauf der Tour kann man unter dem Link http://www.gpsies.com/mapUser.do?username=BP_Urlaub_2010 verfolgen.
Die Route entlang dem ehemaligen Grenzgebiet war entsprechend dem Gelände sehr anspruchsvoll (Fichtelgebirge, Bayrische Rhön, Thüringsche Rhön, Hessische Röhn, Harz). Insgesamt haben wir auf dieser Tour lt. GPS 8.825 Anstiegs-Höhenmeter bewältigen müssen. Anstiege mit Längen von 5 bis 7 km und teilweise bis 14 % waren keine Seltenheit. Aber das wußten wir vorher. Trotzdem haben wir die schöne Landschaft genossen.
Sehr interessant war der Verlauf der ehemaligen Grenze (heute Bundesländergrenzen). Die Route wechselte dauernd von einem Bundesland in das andere. Fuhr man gerade in Bayern, so war man beim nächsten Kilometer schon wieder in Thüringen und umgekehrt. Später das gleiche Spiel zwischen Thüringen und Hessen. Die früher blockierten Straßen sind heute natürlich wieder durchgängig und meistens (vor allem im Süden) in sehr gutem Zustand. Viele neue Radwege sind angelegt, so dass das Radeln eine Freude war. Hin und wieder ging es aber auch auf Wald- und Schotterwegen (z.B. von Drei-Annen-Hohne nach Ilsenburg im Harz). Da wurde unseren Rädern viel abverlangt, aber die Reifen (32er Schwalbe Marathon) haben bestens gehalten; wir brauchten die ganze Tour nicht einmal nachpumpen. Die Bremsschuhe waren am Schluß der Tour aber ziemlich verschlissen.
Natürlich haben wir uns auch sehr für die historischen Fakten des Grenzgebietes interessiert.
Wir besuchten bei Geisa/Thüringen nach einem mörderischen Aufstieg zur Hessischen Grenze das "Point Alpha Grenzmuseum". Hier waren bis 1990 200 US-Soldaten einer Panzeraufklärungseinheit stationiert. Von diesem Berg konnte man wunderbar in das Thüringer Land blicken und eventuelle Truppenkonzentrationen ausmachen.
Das größte Grenzmuseum entdeckten wir zwischen Hessen und Thüringen am Werratal, allerdings auch hoch oben auf einem Berg (Sickenberg). Sehr ausführlich und durchaus objektiv wurden die Probleme der Teilung Deutschlands und die Etappen der Grenzsicherung durch die DDR dargestellt. Beeindruckend war immer wieder die Schilderung der Folgen für die Bevölkerung, wenn die Grenze mitten durch ein Dorf verlief (Flucht, Evakuierung, Schleiffen des Dorfes).
An fast allen Strassen, die über die ehemalige Grenze führen, sind große einheitliche Europa-Schilder aufgestellt, auf denen das Datum genannt ist, ab wann die Straße wieder geöffnet war. Bei einigen Straßen hat sich das bis Ende 1990 hingezogen.
In einigen Grenzgebieten waren richtige Lehrpfade eingerichtet, wo die Grenzanlagen im Original dargestellt sind.
Fazit:
Für Gelegenheitsradler ist diese Tour auf Grund des anspruchvollen Profils nicht zu empfehlen. Für Mitglieder einer Radsportgruppe, wie die unsere, aber kein Problem, obwohl Etappen mit über 1000 Höhenmetern doch anstrengend sind. Gemäß unseren früheren Erfahrungen planten wir Tagesetappen nicht über 100km. Zusätzliche Kilometer ergeben sich aber immer, so dass diesmal die längste Etappe erst nach 112 km zu Ende war. Die kürzeste Etappe endete diesmal bei 60 km, da war viel Zeit für einen Besuch in der ,,Terrassen-Therme" in Bad Colberg.
Das Augustwetter war wie überall sehr wechselhaft. Drei Etappen mit Dauerregen bei 14 Grad - das ist nicht gerade eine Sommertour. Entsprechende Kleidung ist eine Voraussetzung, sonst wird die Fahrt unangenehm.
Ein gut gechecktes Fahrrad ist eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose Tour. Entweder man gibt das Rad vorher in eine Werkstatt, oder man ist selbst Fahrradmechaniker.
Wieder hat sich bewährt, dass wir die Quartiere vorher buchen. Man spart auf der Tour viel Zeit, wenn man nicht erst am Ziel oder am Vortag nach Quartieren Ausschau hält. Allerdings ist man immer gezwungen auch bei Schlechtwetter aufs Rad zu steigen.
Neben den sportlichen Aspekten sollte man so eine Tour mit ,,kulturellen" Zielen verbinden. Die diesjährige Tour brachte für uns doch viele neue Eindrücke, auch deshalb, weil man als ,,normaler" DDR-Bürger keine Möglichkeit hatte in das Grenzgebiet zu gelangen. Auch haben wir uns oft mit Bewohnern diesseits und jenseits der Grenze über die Zeit vor mehr als 20 Jahren unterhalten und festgestellt, dass beide Seiten froh sind, dass die Grenzanlagen verschwunden sind. Insofern war es ein schönes Gefühl für uns beide, ständig von Ost nach West und von West nach Ost über die Grenze zu radeln.
Am 28.08.10 bestiegen wir in Herrnburg/Lübeck um 14 Uhr wieder den Zug und waren 18 Uhr wieder zu Hause. Es war eine schöne Reise.
(30.08.2010, Peter Arnold)