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Fichkona


Mit dem Rad mal zum Baden fahren, klingt gut und machbar. Wenn nicht gerade der Strand an der Ostsee ist und man mit seinem Rennrad auf dem Gipfel des zweithöchsten Berges des Erzgebirges steht.

Das gibt es nur bei der Fichkona, der längsten Fahrt mit dem Rad zum Baden. 610 km und knapp 3000 Höhenmeter müssen nonstop in 24 Stunden vom Fichtelberg zum Kap Arkona (kurz: FichKona), dem nördlichsten Punkt Rügens, bewältigt werden.
Nach meiner erfolgreichen Teilnahme im letzten Jahr, wollte ich in diesem Jahr wieder an der Fichkona teilnehmen. Die ca. 200 Startplätze werden jedoch jedes Jahr ausgelost. In diesem Jahr hatte ich kein Losglück, wurde dann aber völlig unerwartet zwei Wochen vor dem Start nachnominiert. Meine Freude und die damit verbundene Anspannung stieg.

Gut vorbereitet stand ich am 27.06.2015 mit weiteren 193 Fahrern, darunter 7 Fahrerinnen am Start auf dem Fichtelberg. Nachdem traditionellen Glocken läuten ging es um 10Uhr auf die Strecke.
Dunkle Wolken überdeckten den Himmel und die Wetterprognose für die kommenden Stunden sah nicht sonderlich gut aus. Bei einer nassen Abfahrt ist von Beginn an Vorsicht geboten. Vereinzelt stürzten einige Fahrer, die die Strecke sicherlich etwas unterschätzten. Das wellige Terrain begleitete uns bis zur 1. Verpflegungsstation in Rochlitz nach 104km. Die Fahrer fuhren fortan in vier Geschwindigkeitsgruppen weiter. Ich entschied mich, wie im letzten Jahr für Gruppe 2. Unsere Gruppe bestand nun aus ca. 70 Fahrern, darunter waren 4 Frauen. Die Berge waren nun größtenteils überwunden, jetzt stellte sich der Wind in den Weg. Mit der neu formierten Gruppe ging es nun durch Chemnitz, Wurzen und Bad Düben zur 2. Pause nach 198km. Nach 200km mit dunklen Wolken und Nieselregen, zeigte sich kurz vor Lutherstadt Wittenberg endlich auch mal die Sonne.
Mein Tritt war zu dieser Zeit ziemlich unrund, weshalb kleine Zweifel in mir aufkamen. Eine Aufgabe war für mich aber kein Thema. Dennoch sind schon vereinzelt Fahrer ausgeschieden, die entweder dem Tempo nicht folgen konnten oder einen nicht zu behebenden Defekt hatten. Bei einer kleineren Panne, wie z.B. einem Platten wurde man ins Begleitfahrzeug geladen und konnte seinen Schaden beheben. Anschließend wurde man vor dem Feld wieder auf die Straße gelassen, um dann wieder mit den anderen Fahrern mitzurollen. Die 3. Pause gab es in Michendorf nach 277km.
Eines der Highlights folgte mit der Fahrt durch Potsdam. Mit Begleitung einer Polizeieskorte ging ziemlich flott durch die Stadt. Ohne auf Ampeln achten zu müssen hat schon seinen Reiz. Es wurde zunehmend dunkler und stiller in der Gruppe und ich freute mich auf die nächste Pause. Nach ca. 365 km erreichten wir unsere 4. Verpflegungsstation in Gransee. Nach 30min Pause (die anderen Pausen betrugen ca. 15min) ging es dann endgültig in die Nacht. Die dunklen Wolken brachten nun wieder vermehrt Regen mit sich und im Fahrerfeld wurde noch ruhiger. Jeder hatte wohl seinen Kampf mit sich selbst auszutragen. Ich war phasenweise so müde, dass ich fast eingenickt wäre. Mit kleinen Gesprächen habe ich versucht, mich wach zu halten. Wir passierten Neustrelitz und Neubrandenburg.
Die lang ersehnte Pause nach 450km in Altentreptow war meine Rettung. Endlich mal runter vom Rad, sich strecken, ein wenig die Füße vertreten, etwas essen und ein Energy Drink machten mich wieder munter. In Demmin wurde es langsam hell, es lief wieder rund, denn meine Kräfte kehrten zurück. Nach kurzem Aufenthalt in Grimmen (Starkregen) fuhren zur letzten Pausenstation nach 540km in Stralsund. Auf der mahnkeschen Wiese und mit Blick auf die Rügenbrücke stärkten wir uns für das letzte Teilstück. Der Regen zog vorüber, der Wind blieb. Nur noch 70km bis zum Kap Arkona. Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug, obwohl sich doch etwas Frust bei mir und einigen anderen Fahrern breit machte. Wir schaffen es nicht innerhalb von 24h. Schade. Zu viel Wind und zu wenig Fahrer, die sich mit der Führungsarbeit abwechselten, verhinderten dies. Es ist eben nicht jede Tour gleich.
Nachdem wir Bergen und die Holperpiste in Sagard durchquert hatten, waren wohl auch die letzten Fahrer endlich wach. Als wir Glowe passierten, wurde das Tempo nochmals erhöht, denn das Kap war schon in Sichtweite. Nach ca. 620km kam ein Drittel der in Gruppe 2 gestarteten Fahrer (darunter noch 2 Frauen!) am Kap Arkona an. Unser Stundenmittel betrug knapp über 30km/h.

Es war eine Tour mit vielen Höhen und Tiefen, dennoch überwog die Freude, unfall- und pannenfrei im Ziel zu sein.
(28.06.2015, Alexander Ebell)