Unsere Trainingszeiten ab dem 23.10.2023: Wintertreff


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Alpenüberquerung vom Tegernsee bis zum Gardasee vom 03.07. bis 10.07.2022


Update 27.10.2022: Wolf hat noch einen Bericht dazu geschrieben. Ihr findet ihn hier: Zum Bericht

Die Idee die Alpen radelnd zu überqueren hatte ich schon seit Längerem. 2017 wollten Jörg Stoll und ich das Projekt dann in Angriff nehmen. Aus bekannten Gründen wurde daraus dann leider nichts. Die Idee schlummerte aber im Hinterkopf. Zwei Jahre Corona taten ein Übriges. 2021 nahm die Idee dann endlich konkrete Formen an. Die Geschenke zum 70. Geburtstag fielen zumeist in Scheinen aus, so die Finanzierung der Reise gesichert war. Als ich die Idee dann in der Radsportgruppe verbreitete, fanden sich sofort Interessenten. Wolf, Reiner und Peter wollten mich begleiten. So begannen wir im Winter mit dem „Bergtraining“. Da Michael und seine Tochter die Tour 2021 schon absolvierten, war die Agentur „Bike4Passion“ auch für uns die richtige Wahl. Peter musste dann krankheitsbedingt leider passen. So machten sich Wolf, Reiner und ich am Sonntag, 03.07. 2022 mit Wolf seinem VW- Bus auf die lange Reise zum Tegernsee. Am frühen Nachmittag trafen wir dann im Landgasthof Altwirt in Holzkirchen/Großhartpennig ein. Nach und nach fanden sich alle Teilnehmer der Tour im Hotel ein und am Abend beim ersten gemeinsamen Abendessen konnten sich alle 11 Fahrer das erste Mal richtig beschnuppern. Harald, Richard und Albert von der SG Borken aus Westfalen bildeten so wie wir eine Dreiergruppe. Dazu gesellten sich Michael aus Mannheim, Frank aus Rheinland/Pfalz sowie Mario aus Freiburg, Weiter gehörten als Einzelkämpfer Ernst aus Schwetzingen bei Heidelberg sowie Lars aus München zur Gruppe. Vervollständigt wurde die Gruppe durch Rebecca unserem Guide sowie Gerold unserem Begleiter mit dem Auto. Die Stimmung war prächtig alle waren voller Vorfreude und so konnte das Abenteuer Alpenüberquerung vom Tegernsee zum Gardasee starten.


1. Etappe: Montag, 04.07. Holzkirchen- Hall/Tirol 104 km 04:47 h 848 Hm

Nach dem Frühstück und einer kurzen Fahrradkontrolle fuhren wir dann endlich los. Pünktlich zum Start begann es zu regnen und hörte erst kurz vor Hall auf. Die Gruppe von 12 Fahrern fuhr im geschlossenen Feld in Richtung Süden durch das Alpenvorland(die Berge immer in Sicht) vorbei am Tegernsee in Richtung Achenpass(940 m ü. M.). Der Achenpass mit seiner moderaten Steigung gab einen ersten Eindruck, was uns auf dieser Tour noch erwarten würde. Die Passspitze bildet die Grenze zwischen Deutschland und Österreich(bemerkt man an anderen Verkehrsschildern). Weiter fuhren wir in Richtung Achensee. Hier erwartete uns die erste Überraschung, denn dort an einem Campingplatz trafen wir die Tochter von Wolf mit Familie, die hier zurzeit im Urlaub sind. Nach einem kurzen Stopp ging es weiter über Maurach nach Jenbach. In Jenbach hatten wir die erste steile Abfahrt zu überwinden. Vom ständigen Bremsen taten mir die Hände weh, aber alle kamen heil unten an. Den Rest der Tagesetappe fuhren wir durch das Inntal auf einem gut befahrbaren Radweg bis nach Hall kurz vor Innsbruck. Hier übernachteten wir im 4 Sterne Hotel Heiligkreuz. Neben einem guten Wellnessbereich und einem Waschplatz für unsere schmutzigen Räder gab es hier einen besonderen Service für unsere durchnässten Radschuhe. In der elektrischen Trocknungsanlage für Skischuhe durften wir unsere Schuhe trocknen.


2. Etappe: Dienstag, 05.07. Hall- Brixen(Bressanone) 96 km 04:36 h 1475 Hm

Pünktlich zum Start begann es wieder zu regnen. Aber mit trocknen Schuhen und Regenjacke begannen wir den Aufstieg zum Brennerpass. Ein letztes Mal überquerten wir den Inn und fuhren über Patsch und Matrei dem Brenner entgegen. Die Brennerautobahn sowie Innsbruck im Blick wurde es immer steiler und für mich war von nun an klar, dass alle künftigen Alpenpässe eine große Quälerei werden würden. Aber Jammern hilft nichts, irgendwie kommt man oben an. Auf dem Brenner(1382 m ü. M.) verläuft die Grenze zwischen Österreich und Italien. Mit trocknen Sachen machten wir uns an die Abfahrt über Sterzing in Richtung Brixen dem heutigen Etappenziel. Das Wetter wurde zunehmend besser. Der Regen lag hinter uns und spielte in den kommenden Tagen keine Rolle mehr. Nach einem „schmutzigen“ Bier(ungeduscht) in der Altstadt ging es zum Hotel Grüner Baum unserer heutigen Übernachtung. Das Hotel liegt direkt am Fluss Eisack mitten in der Altstadt von Brixen. Also die beste Gelegenheit die Stadt Brixen zu erkunden. Der Brixner Dom, der Brixner Kreuzgang, die Hofburg mit Museum sowie die Laubengassen in der Altstadt waren nur einige Sehenswürdigkeiten, die uns sehr gefielen. Eine sehr schöne Stadt, die einen längeren Besuch lohnt. Doch wir sind ja nicht zum Sightseeing gekommen.


3. Etappe: Mittwoch, 06.07. Brixen- Corvara 78 km 04:56 h 1806 Hm

Auf in die Dolomiten zur Königsetappe. Auf Radwegen fuhren wir zunächst in Richtung Norden entlang des Flusses Rienz ins Pustertal. Jetzt geht es stetig bergauf. Zuletzt geht’s 30 km bergan mit 1000 Hm in Richtung Grödner Joch zum Hotel Kolfuschger Hof auf 1753 m ü. M. am Fuße des Grödner Joch. Einige unserer unentwegten Kletterer fuhren noch bis zum Pass Grödner Joch 2121 m ü. M. einem Teil der Sella Ronde. Mir genügte der Anstieg zum Hotel zumal mir ca. 400 m vor dem Hotel im Steilanstieg die Kette absprang. Es war kein leichtes Unterfangen wieder in Fahrt zukommen. Das 4-Sterne + Hotel Kolfuschger Hof entschädigte für alle Strapazen. Allein die Lage mitten in den Dolomiten, die wunderschönen Panoramablicke sowie ein exzellenter Wellnessbereich mit Panoramasauna und Aussenpool machten unseren Aufenthalt mehr als erträglich. Nach Peters Absage hatte ich immer ein Doppelzimmer zur Alleinbelegung in allen Hotels. Hier sogar ein Einzelzimmer.


4. Etappe: Donnerstag, 07.07. Corvara- Cavalese 84 km 04:24 h 1277 Hm

Heute geht es zum höchsten Punkt der Tour auf den Passo Pordoi 2240 m ü. M. Vom Hotel fahren wir erst einmal hinunter nach Corvara. Hier beginnt dann der ca. 20 km lange Anstieg zum Pordoi Pass. In endlosen Kehren schlängelt sich die Straße nach oben. Zahllose Motorräder, die den Pass leichter und schneller bezwingen wollen, nerven mich gewaltig. Die Atemluft wird mit zunehmender Höhe immer dünner. Aber irgendwie mit zahlreichen Pausen und unter den Motivationsschüben von Rebecca schaffe auch ich es nach oben. Der Pass war mehrfach das Ziel von Etappenankünften des Giro de Italia, woran ein Denkmal des legendären italienischen Radrennfahrers Fausto Coppi(1919- 1960) erinnern soll. Nach der wärmenden Kleidung, guter Verpflegung durch Gerold und ein paar Fotos begeben wir uns auf die 10 km lange Abfahrt nach Canacei. Jetzt sind wir angekommen im Trentino. Über Predazzo, durch das Tal Val die Viemme, dem bekannten Wintersportzentrum, fahren wir entlang des Flusses Torrente Avisio dem drohenden Gewitter davon und erreichen das Olimpionico Hotel in Cavalese. Das Hotel gehört dem bekannten italienischen Ski-Langläufer Franco Nones. Er war Olympiasieger über 30 km Ski- Langlauf 1968 in Grenoble. Außerdem wohnt in der Nachbargemeinde Castello- Molina di Fiemme die bekannte italienische Biathletin Dorothea Wierer. Wir befinden uns also in einer wintersportreichen Region. Im Moment ist davon wenig zu spüren.


5. Etappe: Freitag, 08.07. Cavalese- Livico Terme(Löweneck) 61 km 02:54 h 692 Hm

Heute steht die kürzeste Etappe auf dem Programm. Zunächst geht es hinab nach Molina di Fiemme entlang des Flusses Avisio durch das Tal Val di Fiemme. Doch dann biegen wir plötzlich von der Hautstraße ab und uns erwartet eine Steigung von 17 %. Es folgt ein schwieriger Anstieg bis Brusago. Hier wird erst einmal Atem gesammelt. Dann teilt sich die Gruppe. Die extremen Bergfahrer bezwingen noch den Passo Redebus(1470 m ü. M.). Der Rest fährt von Brusago hinab ins Tal vorbei an ein paar schönen Seen nach Pergine. Hier vereint sich Gruppe und fährt gemeinsam entlang des Lago di Levico nach Levico Terme. Zum Hotel Cristallo ist noch mal ein kräftiger Anstieg zu überwinden. Livico Terme oder Löweneck ist ein feiner kleiner Kurort am See. Das Wetter ist italienisch sonnig und so geht’s ab in den See zum Baden und am Abend zum Cocktail in den Ort.


6. Etappe: Samstag, 09.07. Livico Terme- Riva del Garda 74 km 03:52 h 1320 Hm

Auf zur letzten Tour. Gardasee wir kommen. Doch vorher müssen noch zwei Pässe überwunden werden. Der eine der Passo Sommo(1357 m ü. M.) wird der längste der gesamten Tour mit einer Anfahrt von 20 km. Auch der wird irgendwie geschafft. Von hier aus beginnt eine 16 km lange rasende Abfahrt hinunter ins Tal der Etsch. Entlang des Flusses auf einem guten Radweg vorbei an Obstplantagen und Weinbergen kommen wir dem Gardasee immer näher. Auf dem Radweg an Kreuzungen oder Abzweigungen wundern wir uns über Streckenposten mit Warnwesten und Flaggen bis wir auf Zweiergruppen von Mountainbike Fahrern treffen. Dann bekommen wir mit, dass heute die 7-tägige MTB- Transalp mit 18000 Hm in Riva del Gardo endet. Ein schönes Erlebnis nebenbei. Der letzte Alpenpass unserer Tour der Passo San Giovanni ist dann nur noch „Kindergeburtstag“. Endlich ist der Gardasee in Sicht. Für ein gemeinsames Foto wird noch mal ein Stopp eingelegt. Bevor es dann hinunter nach Torbole und entlang des Sees zum Hotel Venezia geht. Das Hotel befindet sich nur ca. 50 m vom See entfernt. Endlich haben wir es geschafft. Die Alpen sind überwunden. Heute ist nur noch Entspannung angesagt. Am Abend wartet eine große Pizza auf uns und anschließend wird bei Live- Musik das mediterrane Klima genossen. Allerdings nicht zu lange, denn am Sonntag früh werden die Sachen verpackt die Räder verladen und schon beginnt die Rückfahrt über die Brennerautobahn nach Holzkirchen, dass wir gegen Mittag erreichen. Der Abschied fällt schwer. Aber wir „Südschweden“ haben noch eine lange Heimfahrt vor uns.


Fazit der Reise aus meiner Sicht:

Es war doch schwierig, ohne richtiges Bergtraining die Berge zu überwinden. Nur im Wind zufahren reicht da nicht. Aber es hat trotzdem wahnsinnig Spaß gemacht. Wir hatten super Hotels. Rebecca hat uns traumhaft sicher geführt. Gerold hat uns super verpflegt und alles bestens organisiert. Es war eine gut harmonierende Gruppe. Wir hatten keine einzige Panne und auch keine Stürze. Sportliche Zusammenfassung: Wir haben insgesamt 497 km zurück gelegt. 7418 Hm Hm überwunden. Die längste Steigung von 20 km geschafft. Eine Steigung von 17 % gemeistert.

Arriverderci Italia
Grazie
(10.07.2022, Gerd Riedel)